In der Zeit zwischen Frühlingsanfang und Ostern ist es für mich ein Ritual – wenn möglich täglich – die Neunkräutersuppe zu genießen und mit ihr die Kraft der ersten Frühlingskräuter zu nutzen.
Frische Kräuter – Kerbel, Sauerampfer, Bärlauch, Petersilie, Brunnenkresse Dill, Koriander, Schnittlauch, Löwenzahm, Wegerich…. – sind in dieser Zeit eine Wohltat für Körper, Geist und Seele!
Für vier Personen dünste ich eine in kleine Stücke geschnittene Zwiebel in etwas Olivenöl glasig. Dann mit 1l Gemüsebrühe aufgießen, einmal kurz aufkochen lassen, danach noch ein Viertelstündchen auf kleiner Flamme durchziehen lassen. Inzwischen neun verschiedene Kräuter aus dem Garten, von der Wiese oder aus den Töpfen von der Fensterbank ernten, waschen und klein schneiden. Den Suppentopf von der Flamme nehmen und die Kräuter zufügen – jetzt nicht mehr kochen, damit die Vitamine erhalten bleiben. Nach einer Minute servieren, ev. mit einer der ersten Primelbüten aus dem Garten dekorieren – ich habe heute leider keine gefunden… ;-(
Neun Kräuter, weil die Neun – später auch die sieben – seit frühester Zeit für die rituelle Verwendung gebraucht wurden. Sehr alte Rezepte erkennt man an der Potenzierung der Neun: es wurden neun Kräuter zur neunten Stunde geerntet, diese neun Mal verrührt und mit neun Gebeten als Medizin eingenommen.
„Ach du grüne Neune!“ – dieser Schreckensausruf war ehemals in vorchristlicher Zeit ein Segensspruch. Man wünschte sich die „grüne Neune“ herbei. Diese war gleichbedeutend mit Fülle, Fruchtbarkeit und Kraft. Als dann im Laufe des späten Mittelalters die unbezähmbare Urkraft der Vegetation auch in Form seiner göttlichen Bedeutungen verdrängt wurde, wandelte sich der Segenspruch in einen Unglücksruf.
Mit meinem Rezept der Neunkräutersuppe möchte ich dazu beitragen, den Schreckensruf wieder in einen Segensspruch zu verwandeln und die Verbindung der Erde mit den uns innewohnenden Kräften zu stärken.